Vietnam: Viele Frauen in Grenznähe verkaufen ihr ungeborenes Kind nach China

Moong Thị Tho verkaufte ihr Kind nach China (Bild: Nguyễn Hải)

Eine Kommune in der Provinz Nghệ An verzeichnete 22 Frauen, die ihr ungeborenes Kind für einen Preis zwischen 40 und 80 Millionen vietnamesischen Đồng (umgerechnet ca. 1.500 – 3.000 Euro) grenzüberschreitend verkauft haben sollen.

So berichtet die vietnamesische Onlinezeitung „VnExpress“, dass vor allem Frauen in den Bergregionen der Provinz Nghệ An ihr Kind verkaufen.

Viele junge Frauen sollen noch vor der Geburt von unbekannten Personen kontaktiert worden sein. So erzählt Moong Thị Tho, dass sie nach den Untersuchungen im Krankenhaus angerufen wurde, mit dem Angebot, dass sie ihr Kind in China zur Welt bringen soll. Als Gegenleistung würde sie 40 Millionen Đồng (umgerechnet ca. 1.500 Euro) erhalten.

Hinzu kommen bereits bestehende finanzielle Probleme in ihrer Familie. Die Bergregionen an der Grenze zu Laos leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und darauf stützt sich auch Tho. Sie und ihr Mann besitzen nicht mehr als 10 Millionen Đồng aber haben Schulden in Höhe von 30 Millionen Đồng. So hat sich Tho entschieden nach China zu gehen und dort schnelles Geld zur Tilgung der Schulden zu machen. Ihr Ehemann wurde nicht gefragt.

Mạc Thị Hoa hat vor einem Jahr ihr ungeborenes Kind nach China verkauft (Bild: Nguyễn Hải)

Kurz vor der Geburt machte sich Tho auf den Weg in die Grenzstadt Móng Cái (Provinz Quảng Ninh), wo sie dann durch eine unbekannte Person im Schutz der Dunkelheit nach China gebracht wurde. Danach soll sie noch für eine lange Zeit in einem Auto gesessen haben und weiter nach China einzudringen. Sie wurde zu einem Haus gebracht, in dem noch andere vietnamesische Frauen waren. Dort wurden sie bis zur Geburt des Kindes verpflegt. Dennoch durften sie nicht das Haus verlassen.

Der Tag der Geburt ist gekommen: es wurde ein Junge. Die Mutter und das Kind hatten nur ein paar gemeinsame Minuten und dann kam ein Mann und hat Tho weggeführt. Er hat ihr dann einen Bündel mit chinesischen Yuan in die Hand gedrückt, der Wert entsprach 40 Millionen vietnamesischen Đồng.

Insgesamt hat die Reise 40 Tage gedauert. Nachdem Tho wieder daheim war, erzählte sie ihrem Mann von ihrer Aktion. Traurig über den Vorfall aber dennoch voller Verständnis, sagt Lữ Văn May, dass er seine Frau nicht dafür verurteile, es aber auch nie wieder dazu kommen dürfe.

In ihrer Nachbarschaft gibt es einen ähnlichen Fall. So soll auch Mạc Thị Hoa nach China gefahren sein, um dort ihr Kind zu gebären. Da es in ihrem Fall ein Mädchen war, soll sie 80 Millionen Đồng erhalten haben. Sie erinnert sich an den Tag der Geburt: „Ich habe nur ein paar Schreie meines Kindes gehört. Ich konnte es nicht deutlich sehen. Ich weiß noch nicht einmal, ob es mir ähnlich sieht.“ Zudem wusste sie nicht, ob diese Handlung rechtswidrig sei. Wenn es tatsächlich verboten wäre, würde sie es nicht mehr machen, beteuert Hoa.

Die Hữu Kiệm-Kommune im Westen der Provinz Nghệ An, an der Grenze zu Laos (Bild: Nguyễn Hải)

Nguyễn Hữu Lượng, Vorsitzender der Hữu Kiệm-Kommune, bestätigt, dass 22 Frauen in China gewesen sein sollen, um dort ihr Kind zu verkaufen. Inzwischen seien 21 aber wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Er fügt hinzu, dass die zwei Dorfgemeinschaften, aus denen die Frauen kommen, auch die ärmsten sind. So betont Lượng, dass der Bildungsstand in diesen zwei Dorfgemeinschaften besonders tief sei und die örtlichen Behörden bisher noch keine Lösung für dieses Problem finden konnten. Dennoch arbeiten sie gerade daran.

Auch die Volkspolizei der Provinz Nghệ An such vergeblich nach Lösungen. So betont Nguyễn Hữu Cầu, dass die Täter vor allem Personen sind, die schon mal nach China verkauft wurden. Diese suchen jetzt wiederum schwangere Frauen und drängen sie zur Geburt in China für einen Preis zwischen 40 und 80 Millionen Đồng.

Auch die rechtliche Aufarbeitung soll schwer sein. Teilweise sollen Mutter und Kind verkauft worden sein, doch das Urteil bezieht sich nur auf den Verkauf der Mutter, da das verkaufte Kind nicht lokalisiert und es somit nicht als Opfer vor dem Recht bezeichnet werden kann.

So hat die Polizei angekündigt, in den betroffenen Regionen in der kommenden Zeit mehr Kontrollen und Streifzüge durchzuführen, um solche Vorfälle zu reduzieren.

Hoàng Chính – VD-News


 

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